DATUM

April 2021

Die Hofmann Malerei
und Akris in Paris

Design, Style, Farbe – die Fashion Week in Paris gehört zu den bedeutendsten Anlässen für Modemarken aus der ganzen Welt. Das bekannte St.Galler Modehaus Akris spannte für die Präsentation seiner Frühlings- und Sommerkollektion 2018 mit der Hofmann Malerei zusammen. Entstanden ist ein Bühnenbild, das bis heute weltweit seine Spuren hinterlässt.

Im Fokus standen die Vitra-Figuren des amerikanischen Künstlers Alexander Girard. Von diesen kleinen Holzfiguren, die Akris-Designer Albert Kriemler als Inspiration dienten, bemalte die Hofmann Malerei bis zu fünf Meter hohe Kopien aus Styropor. Die rund 20 Figuren haben als Bühnenbild ebenso überzeugt wie die Models von Akris auf dem Pariser Laufsteg.

«Akris wollte bis zu fünf Meter hohe Styropor-Kopien der bekannten Vitra-Figuren des Künstlers Alexander Girard.»

Es war ein Auftrag der besonderen Art, mit dem sich Albert Kriemler an die Hofmann Malerei wandte. Der Creative Director des St.Galler Modelabels Akris suchte nach einem Weg, um seine Vision des Bühnenbilds für die Pariser Fashion Show 2018 umzusetzen. «Akris präsentierte die neue Frühlings- und Sommerkollektion», erinnert sich Thuri Hofmann. «Dafür wollte Albert Kriemler bis zu fünf Meter hohe Kopien der bekannten Vitra-Figuren des Künstlers Alexander Girard aus Styropor herstellen.»

Der amerikanische Künstler Alexander Girard schuf die Figuren im Jahr 1952. Die von Hand hergestellten und bemalten Objekte stellen menschliche und tierische Charaktere dar. Die Originale sind 15 bis 40 Zentimeter gross und im Vitra Design Museum in Schaffhausen ausgestellt. «Diese Figuren haben Albert Kriemler inspiriert, waren aber zu klein, um in den bis zu 15 Meter hohen Ausstellungsräumen in Paris ihre Wirkung zu entfalten», so Thuri Hofmann. Deshalb trat der Creative Director mit der Bitte an die Malerei heran, die meterhohen Kopien aus Styropor zu bemalen. Zuvor waren Versuche mit Malereien und Künstlern in Paris gescheitert.

Dünne Hälse und Laser

Um 22 Figuren fristgerecht nach Paris zu liefern, folgten für die Hofmann Malerei anstrengende Tage und kurze Nächte in einer Werkhalle in Speicher AR. Zuerst mussten die Figuren glattgespachtelt werden, um sie anschliessend bemalen zu können. «Die Herausforderungen bei dieser Arbeit waren Form und Grösse der einzelnen Puppen. Viele von ihnen besassen sehr schmale Gliedmassen. Es gab durchaus fünf Meter hohe Figuren mit einem zehn Zentimeter dünnen Hals», so Thuri Hofmann.

Nach dem Trocknen der Spachtelmasse wurden die zu bemalenden Muster mit einem Laser eingezeichnet. «Danach haben wir 70 Farbtöne von Hand abgemischt. Nur so konnten wir sicher sein, dass wir die Farbe der Originale treffen», erklärt Hofmann. Dafür verwendete sein Team aus ausgewählten Mitarbeitenden keine Bau-, sondern Kunstfarben. Das Auftragen bedurfte viel handwerkliches Gespür und Geschick. «Das war keine Hauswand, die man einfach mit einem Roller bemalen kann», sagt Thuri Hofmann.

Von St.Gallen über Paris in die ganze Welt

In nur wenigen Tagen gelang der Hofmann Malerei das, woran Experten in Frankreich gescheitert sind. Entstanden sind 22 Vitra-Figuren, die in tagelanger Handarbeit den Originalen nachempfunden wurden. Die mehrere Meter grossen Kopien mussten für den Transport in eigens gefertigte Holzkisten verfrachtet und von St.Gallen nach Paris gefahren werden. «Dort haben wir Transportschäden ausgebessert und die Figuren so lange herumgeschoben, bis alle mit dem Bühnenbild zufrieden waren», sagt Thuri Hofmann. Und fügt mit einem Schmunzeln an: «An der Fashion Week muss alles perfekt sein, da genügen 95 Prozent nicht.»

«An der Fashion Week muss alles perfekt sein, da genügen 95 Prozent nicht.»

Die langen Tage und kurzen Nächte des Hofmann-Teams dienten letztlich einem 15-minütigen Auftritt. Doch dem St.Galler Modelabel gelang es mit seiner Show auf und neben dem Laufsteg, die geladenen Gäste aus aller Welt mit dem harmonischen Farbspiel zwischen Kollektion und Figuren zu beeindrucken. «Pierre de Meuron vom bekannten Architekturbüro Herzog & de Meuron hat sich nach der Show an Albert Kriemler gewandt und sich erkundet, welcher Künstler die Figuren nachgestellt hat. Solche Geschichten schreiben nur einzigartige Projekte wie dieses», erzählt Thuri Hofmann. Nach der Fashion Week in Paris wurden die Figuren in die ganze Welt verteilt. Heute stehen sie in Akris-Stores in New York, London, Mailand oder Monaco.